Am 22. Oktober 2024 fand der zweite nordmedia SMALL TALK online statt, diesmal zum Thema „Wie arbeiten Intimitätskoordinator:innen am Set?“. Gestartet wurde mit einer kurzen Begrüßung durch Petra Schleuning, Leiterin Film- und Medienförderung der nordmedia, die betonte wie wichtig nordmedia die Arbeit der Intimitätskoordinator:innen findet und, dass in diesem Sinne auch ein neuer Vertrauensanwalt seitens nordmedia beauftragt wurde. Dieser nimmt Beschwerden o.ä. auch von Dritten gegenüber von nordmedia geförderten Projekten oder auch gegenüber nordmedia selbst auf und bearbeitet diese anonym.

Moderatorin Nuria Fischer, Diversity-Trainerin und Expertin für diskriminierungssensible Kommunikation, startete das Gespräch mit einer Umfrage: Wer hatte schon mal mit Intimitätskoordinator:innen zu tun und wer weiß, wofür sie zuständig sind?

Danach begann das intensive und spannende Gespräch. Referentin Sarah Lee, die als Intimitätskoordinatorin bei nordmedia-geförderten Filmen wie FESTMACHEN, GOTTESKINDER und WER WIR SIND mitwirkte, erklärte ihre Rolle am Set. In den USA entstanden, schaffen Intimitätskoordinator:innen sichere Rahmenbedingungen für Szenen mit Nacktheit, simuliertem Sex oder körperlicher Intimität. Das Ziel ist es, eine choreografierte Struktur für die intimen Szenen zu schaffen, Machtgefälle auszugleichen und Missbrauchsfälle wie die im Zusammenhang mit Figuren wie Harvey Weinstein zu verhindern. Während in Deutschland aktuell etwa 42 Intimitätskoordinator:innen tätig sind, bietet bisher nur der culture change hub in Berlin eine offizielle Zertifizierung an.

Sarah Lee, ursprünglich Schauspielerin, Casting Director und Schauspielagentin, hat ihre Ausbildung in den USA abgeschlossen und ist inzwischen stark nachgefragt. Sie wird meist von Produzent:innen oder Produktionsleitungen angefragt, immer häufiger aber auch direkt von Schauspielenden. Sie war bisher bei etwa sieben nordmedia-geförderten Projekten dabei.

Ihre Arbeit am Set variiert: Wird sie während der Dreharbeiten engagiert, klärt sie zuerst die Vision der Regie und die Grenzen der Schauspielenden ab, bevor sie die Szenen technisch oder frei innerhalb dieser festgelegten Grenzen gemeinsam choreografiert. Während der Dreharbeiten überwacht sie die Einhaltung der Absprachen und gibt Feedback, Korrekturen und Anpassungen. Bei früher Beauftragung sichtet sie das Drehbuch, identifiziert evtl. Intimitäts-Szenen (wie Küsse, Berührungen o.ä.) und plant im Vorfeld Gespräche und Proben.

Auf die Frage nach der Zukunft des Berufs bemerkte Sarah Lee, dass die Akzeptanz wächst, obwohl es noch keine Standardrolle ist. Sie hofft, dass es - wie in den USA - zu einer festen Größe am Set wird. Zum Abschluss öffnete Nuria Fischer die Runde für spannende Fragen und den Austausch von Erfahrungen.