"Illegal ist auch egal" - bewegte Bilder im Netz
nordmedia Business-Frühstück Bremen zum Thema "Videodistribution im Internet"
Videodistribution im Internet - ein unverändert aktuelles Thema mit hoher und noch zunehmender Relevanz für die Hersteller audiovisueller Inhalte: Laut Angaben von Youtube besuchen mehr als eine Milliarde Menschen das Videoportal und sehen dabei mehr als vier Milliarden Stunden Material - während jede Minute 72 Stunden neues Material hochgeladen werden.
Doch wie kann dieser Vertriebskanal in profitabler Weise genutzt werden - auch angesichts der omnipräsenten illegalen Anbieter?
Britta Schewe, Gründerin und Geschäftsführerin der Grete Grote Internetproduktion UG, präsentierte am 21.06.2013 beim nordmedia Business-Frühstück auch in Bremen aktuelle Entwicklungen und Nutzungs- bzw. Finanzierungsmöglichkeiten für Produzenten auf der Basis unterschiedlicher Geschäftsmodelle von Youtube, Netflix und Co. sowie Branded Entertainment und Crowdfunding.
Nach einem Überblick über die gängisten Anbieter und Plattformen audiovisueller Inhalte im Netz und deren jeweiliger Herangehensweisen und Strategien stellte Referentin Britta Schewe unterschiedliche Beteiligungsmodelle für Content-Provider und Produzenten vor und zeigte deren Möglichkeiten und Grenzen auf.
Im Fokus der Thematik steht dabei immer wieder die illegale Verfügbarkeit beinahe jedes einmal veröffentlichten Contents - eine Tatsache, die nicht zu eliminieren sein wird und eine bleibende Herausforderung für Produzenten darstellt, nach anderen und zusätzlichen Wegen zu suchen, um eigene Inhalte profitabel zu vermarkten. Unter dem Motto "illegal ist auch egal" sei es in diesem Kontext vor allem von großer Wichtigkeit, dem Nutzer nachfrageorientiert leicht auffindbare und legale Möglichkeiten anzubieten, den gesuchten Content zu konsumieren. Gelingt es, die eigenen Inhalte zugänglich und präsent auf möglichst vielen Plattformen zu positionieren und weit oben in den Suchergebnissen der gängigen Suchmaschinen zu landen, können viele Nutzer erreicht werden, die in der Regel auch bereit sind, für die gewünschten Inhalte zu bezahlen; lediglich umständliche Suche, fehlende Schnelligkeit im Finden und mangelnde Bequemlichkeit und Usabiliy in der Abwicklung des Abrufs stehen der Wahl einer legalen Quelle häufig entgegen. In Summe sei eine solche 'Breitseite' auf allen Kanälen jedoch die wirksamste Strategie, gegen die illegalen Angebote zu bestehen - auch wenn die Höhe der zu erzielenden Umsätze insgesamt nicht überschätzt werden sollte.
Eine weitere Möglichkeit, sich die auch durch illegale Angebote vergrößerte Reichweite zur eigenen Finanzierung nutzbar zu machen, biete zudem das Konzept des 'Branded Entertainment' - die koordinierte Zusammenarbeit mit einer Marke, die über klassisches Product Placement hinaus geht und z.B. über Gewinnspiele u.Ä. auch Social Media Plattformen einbindet. Eine solche Vertriebsstrategie macht ein Projekt nicht zuletzt auch für die großen Plattformen wie Youtube interessant, da laut einer amerikanischen Studie ein Großteil des US-Publikums durch Empfehlungen aus sozialen Netzwerken (derzeit vorrangig Facebook) als Zuschauer bei einer konkreten Sendung oder Serie landet. Gelingt es dem Produzenten also, eine bekannte Marke in die Einzeltitelvermarktung einzubinden, lassen sich monetäre Verluste durch illegale Angebote auf andere Weise kompensieren; die Währung für eine solche Kooperation ist am Ende die pure Reichweite, und es ist irrelevant, ob diese durch legale oder illegale Nutzung entstanden ist.
Im Anschluss an den Vortrag nutzten vielen der Teilnehmer die Möglichkeit, bei Kaffee und Brötchen weitere konkrete Fragen mit der Referentin zu erörtern.
Weitere Inhalte des Vortrags finden Sie hier .