"Land im Gezeitenstrom: Vom Ijsselmeer nach Zeeland"

Dokumentation von Manfred Schulz und Andrea Dorschner

Sendetermin: Mo, 30.12.2024, 07.30 Uhr, NDR-Fernsehen (90 min-Fassung)

Der zweite Teil der Reise an Bord eines historischen Plattbodenschiffes entlang der niederländischen Küste führt von der Nordseeinsel Texel über das Ijsselmeer, durch Amsterdam und Rotterdam bis zum großen Flussdelta von Rhein, Maas und Schelde im Südwesten.

Auf Texel, wo die großen Frachtsegler früher Vorräte und Wasser für die lange Reise bunkerten, streifen heute strandräubernde "Jütter" über den Sand. Die alten Segelschiffe der Ostindien-Kompanie, die den Niederlanden im 17. Jahrhundert Ruhm und Reichtum einfuhren, werden heute originalgetreu vom Segel bis zur Holzplanke rekonstruiert. Sie liefen Hafenstädte wie Enkhuizen oder Medemblik an, jetzt malerische Touristenorte am Westufer des Ijsselmeeres, oder Hoorn, die Stadt, aus der die waghalsigen Kap Hoorniers aufbrachen.

In Monnickendam bedient der "Klokkenist" das älteste bespielbare Glockenspiel der Welt. Die Käseträger laufen flink über den riesigen Käsemarkt in Alkmaar. Das hügelige nordholländische Dünenreservat am Nordseestrand entpuppt sich als riesiger Trinkwasserfilter für Tausende Menschen in dieser Gegend.

Amsterdam ist von Wasser durchzogen wie keine andere Großstadt. Dort wurde der Amsterdamer Pegel "erfunden", ein Höhenbezugspunkt, auf den sich Wasserstandsangaben in ganz Europa beziehen. Seit 140 Jahren bauen hier Drehorgelbauer ihre Instrumente, natürlich in Handarbeit.

Im südlichen Zipfel des Ijsselmeeres vor Amsterdam liegt die trutzige Festungsinsel Pampus. Dort kann man die Seele baumeln lassen. Die südholländische Gezeitenküste leuchtet farbenfroh, denn hier blühen die meisten Tulpen. Die Blumenproduktion, ob Zwiebelanbau oder Artenvielfalt, ist rekordverdächtig und bedeutsam für die Wirtschaft. In den Windmühlen wird seit vielen Hundert Jahren Getreide für Brot oder den berühmten Jenever oder Farbenpulver gemahlen so wie damals, als Rembrandt seine Farben noch vom Müller kaufte. Der berühmte Maler hat in Leiden gelebt, nicht weit von Delft entfernt, wo Vermeer sein Atelier hatte und wo noch heute das Delfter Blau präsent ist. Damit in diesem Landstrich gesiedelt werden konnte, musste er entwässert werden. In Kinderdijk drehen sich noch heute die Flügel von 19 Poldermühlen im Wind, so wie vor 300 Jahren. Sie sind bewohnbar und pumpen das Wasser aus dem flachen, nassen Land und zählen zum UNESCO Weltkulturerbe.

Im Nationalpark De Biesbosch steigt und fällt der Wasserpegel 80 Kilometer landeinwärts mit der Tide. Er ist das größte Süßwassergezeitengebiet der Welt. Nebenan ziehen sich wandernde Sanddünen mitten durchs Land. Gigantische Küstenschutz- und Sperrwerke, Kanäle und Schleusen: Das sind die Wahrzeichen Zeelands, der südwestlichen Provinz der Niederlande. Als "Achtes Weltwunder" bezeichnet der Volksmund die Sturmflutwehre der Deltawerke. Sie wurden nach der zerstörerischen Flut von 1953 errichtet. Fast 50 Jahre lang haben die Niederländer an diesem einzigartigen Schutzsystem gebaut und so die stürmische Nordsee quasi ausgesperrt.

Hinter den Wehren ist Zeeland aus vielen Inseln zusammengewachsen. Walcheren ist eine von ihnen. Dort findet man Einheimische in eigenwilligen Trachten, reitende Ringstecher, die einst großen Orte Middelburg und Vlissingen und alte Segelschiffe. Doch nicht alle Inseln und Orte haben Stürme und Fluten überlebt: Oud-Rilland versank im Gezeitenschlick und taucht gerade im Wandel der Zeit in der Westerschelde auf, angehoben von Ebbe und Flut, gleich neben dem Fahrwasser der größten Containerfrachter.

In der Oosterschelde ist Erntezeit: Herz- und Miesmuscheln holt man aus dem Wasser und eine veredelte Auster. Hier geht die filmische Reise entlang der niederländischen Küste zu Ende, eine Reise mit den Gezeiten, zwischen Ebbe und Flut.

Text: NDR

Fotos: © NDR/Manfred Schulz

Produktion: MANFRED SCHULZ TV & Filmproduktion

Weitere Sendetermine: So. 10.08.2014, 20.15 Uhr, NDR-Fernsehen (Erstausstrahlung 90 min-Fassung); Fr, 25.03.2016, 20.15 Uhr, NDR-Fernsehen (90 min-Fassung); Mi, 31.03.2021, 15.30 Uhr, 3sat (90 min-Fassung); Mi/Do, 31.03./01.04.2021, 04.15 Uhr, 3sat (90 min Fassung)

Gefördert mit Mitteln der nordmedia - Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.

Siehe auch: LAND IM GEZEITENSTROM - VON FRIESLAND BIS ZEELAND