Stellung beziehen gegen Rechtsextremismus im Gaming
Die TeilnehmerInnen des skilltree Sommer-Spezials kamen am 18. August 2021 zusammen, um vom Bildungsreferenten Viet Hoang mehr über seine Arbeit bei der Amadeu Antonio Stiftung und über den Umgang mit Rechtsextremismus in Gaming Communities zu erfahren. Die Stiftung, die sich vielseitig für eine demokratische Zivilgesellschaft einsetzt, möchte mit ihren Projekten und Maßnahmen aufklären und Aufmerksamkeit für zentrale Gesellschaftsthemen schaffen.
Das Projekt Good Gaming: Well Played Democracy (gefördert über das Bundesprogramm Demokratie Leben!) untersucht, wie extreme Rechte Gaming-Plattformen wie Steam, Twitch, Discord oder Reddit für eigene Zwecke nutzen. Mit dem Workshop möchte Hoang die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) erkennbar machen und über Gegenstrategien und Handlungsmöglichkeiten aufklären.
Anhand von Fallbeispielen stellt Hoang vor, wie unterschiedlich politische Videospiele aussehen können. Seien es Entwicklungen bezüglich der Diversität im Gaming am Beispiel Kultureller Repräsentation, die Gamesbranche ist auch ein politischer Raum. Dass die Gaming-Communities dabei auch selbst politische Einflussnahme haben, stellt Hoang anhand von Kampagnen wie #boycottblizzard, #gamegate oder #BlackLivesMatter vor. Insbesondere in den USA wird das Gaming bereits von vielen politischen Gruppierungen als einflussreicher Faktor wahrgenommen, um WählerInnen anzusprechen.
Hierzulande nutzen insbesondere rechtsnahe und rechtsextreme Gruppierungen Gamingräume zur Kommunikation, um eigene Inhalte zu verbreiten und zu propagieren. Hoang betont, dass Gamingräume nicht generell rechtslastiger als die allgemeine Gesellschaft sind und rechte Einflussnahme eine Ausnahme vom täglichen Mainstream-Umgang in den Gaming Communities darstellt. Extreme Rechte nutzen die Gaming-Strukturen aber aktiver als andere politische Lager für den eigenen Zweck. Neben Austausch und Vernetzung soll der vorpolitische Raum durch Metapolitik, die Verbreitung der eigenen Ideologie durch Symbole und Codes, durchdrungen werden. Am Beispiel der „Neuen Rechte“ zeigt Hoang, wie Gamification Tools umgewandelt und instrumentalisiert werden können.
Der praktische Teil des Workshops umfasst Übungen zur Analyse und Gegenreaktion auf rechte Inhalte. Posting-Beispiele wurden in der Gruppe analysiert und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt und rege diskutiert. Die Handlungsstrategien können dabei unterschiedlich aussehen: Nachfragen, Argumentieren, zum Nachdenken anregen, Perspektivwechsel einnehmen, Empathie zeigen, Inhalte konkretisieren oder Emotionen auflösen.
Nach Hoangs Einschätzung sind Belehrungen und Beleidigungen wenig effektiv, man sollte Hass aber nie kommentarlos stehenlassen, sondern sich in einer Form dazu äußern: Um sowohl Unterstützung gegenüber Betroffenen zu zeigen als auch für andere womöglich stille LeserInnen zu kennzeichnen, dass diese Meinung nicht von allen in der Community geteilt wird.