Kritische Blicke und aktuelle Themen beim Filmfest Osnabrück

Festivalrückblick auf die 39. Festivalausgabe 2024

Lautaro Colace, Sarvnaz Alambeigi, Katharina Franck (Jury) mit Dr. Dorothee Kellermann von Schele und Josef Diekmann von der Dieter Fuchs Stiftung. Im Hintergrund Regisseurin Oksana Karpovych. Foto: Kerstin Hehmann
Lautaro Colace, Sarvnaz Alambeigi, Katharina Franck (Jury) mit Dr. Dorothee Kellermann von Schele und Josef Diekmann von der Dieter Fuchs Stiftung. Im Hintergrund Regisseurin Oksana Karpovych. Foto: Kerstin Hehmann

Vom 1. bis zum 6. Oktober 2024 fand das 39. Filmfest Osnabrück - Festival des Unabhängigen Films in der Friedensstadt Osnabrück statt. 81 Filme in 38 Sprachen umfasste das diesjährige Programm. Zugleich feierte der Trägerverein in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen.

Am Samstag, dem 5. Oktober 2024, fand die Preisverleihung statt. Der Film "Intercepted" (dt. "Abgefangen"), eine kanadisch-französisch-ukrainische Koproduktion, ist der Gewinner des diesjährigen Friedensfilmpreises Osnabrück, der mit 15.000 Euro dotiert ist. Die Entscheidung traf eine unabhängige dreiköpfige Jury, in diesem Jahr bestehend aus der iranischen Filmemacherin und bildenden Künstlerin Sarvnaz Alambeigi sowie der Kuratorin Katharina Franck von der Cinémathèque Leipzig. Mit dem in Berlin lebenden und arbeitenden gebürtigen Argentinier Lautaro Colace war die Berufsgruppe der Cutter im Gremium vertreten.

Unaufgeregt dokumentiert Oksana Karpovych in dem Gewinnerfilm die Verheerungen des Kriegs in der Ukraine, die Leiden der Menschen. Ihren ruhigen Bildern unterlegt sie Telefongespräche russischer Soldaten, die auf ukrainischer Seite abgehört und mitgeschnitten wurden. Es fallen verstörende Sätze, Bekenntnisse von Gräueltaten, aber auch Zweifel am Sinn dieses Krieges, die auf der russischen Seite voller Überzeugung mit den Propagandalügen des Putin-Regimes beantwortet werden.

Rosalie Schnellenberg, Simon Groene und Lena Meineke bildeten in diesem Jahr die Jugendjury des Festivals, die den Filmpreis für Kinderrechte vergibt. Die Drei entschieden sich für "Paradise Is Burning", eine skandinavisch-italienische Koproduktion über drei Mädchen, die ihren Alltag ohne Mutter bewältigen und einen pfiffigen Plan aushecken, um den Maßnahmen des Sozialamts zu entgehen.

Das Publikum des Filmfests Osnabrück vergab per Abstimmung den Preis für den besten Kurzfilm an Joshua Neubert. Sein Beitrag "Granica", polnisch für Grenze, erzählt von einer polnischen Hausfrau, die mit ihrem Mann nahe der belarussischen Grenze wohnt. Ein geschwächter, kraftloser Mann klopft an ihr Fenster, bittet um ein Glas Wasser. Wie sich herausstellt, ist er schwer verletzt, doch zu helfen sei für den alarmierten Notdienst eine Straftat. Der zweite Publikumspreis ging an "Entropy", eine Komödie über Verwirrungen während des Online-Unterrichts vom Regieteam Bamdad Aghajani und Arian Navabi.

Weitere Informationen zum Festival finden Sie hier.