„Der Wald in mir": Kinopremieren in Bremen und Hannover

Leonard Scheicher in DER WALD IN MIR  © Martin Rottenkolber
Leonard Scheicher in DER WALD IN MIR © Martin Rottenkolber

Der junge Mann sitzt nachts auf einem Baum, Auge in Auge mit einer Eule. Er gibt Tierlaute von sich, die von dem Uhu erwidert werden. Nur wenige Minuten später wird Jan - ein schüchterner Biologiestudent, dargestellt von Schauspieler Leonard Scheicher - von Sanitäter:innen in eine psychiatrische Klinik eingeliefert und dort mit Gewalt fixiert. Es ist ausgerechnet Alice, seine große Liebe, die den Rettungsdienst gerufen hat. Und es sind Szenen wie diese, die sich beim Publikum einbrennen. Beeindruckende Bilder und eine aufwändig kuratierte Geräuschkulisse, die Ausdruck sind für psychotische Gemütszustände wie rauschhafter Wahn, tiefe Depressionen und den Rückzug in die Natur als Schutzraum. Gedreht wurde der Spielfilm DER WALD IN MIR von Sebastian Fritsch unter anderem im Weserbergland in Niedersachsen.

Bei den Kinopremieren von DER WALD IN MIR am 07.04.2025 in Bremen sowie am 09.04.2025 in Hannover ist Regisseur Sebastian Fritsch bemerkenswert offen: Er selbst wurde vor 23 Jahre das erste Mal in die Psychiatrie eingeliefert; litt unter Psychosen: „Diese Krankheit ist ganz schrecklich; das ist brutal…“ so der Regisseur. DER WALD IN MIR ist bereits sein zweiter Langspielfilm und er bezeichnet ihn als seine persönliche Katharsis. Zum einen möchte er darstellen, wie erkrankte Menschen in der Gesellschaft stigmatisiert werden. Aber, so sagt er im Q&A nach der Präsentation des Films, es gehe ihm auch um Kommunikation: Dass Gesunde sich um Erkrankte kümmern, sei wichtig für den Wohlstand der Gesellschaft. Die Corona-Pandemie habe vielen Menschen seelisch sehr zugesetzt. Deswegen müsse man sich mehr umeinander bemühen.

91 Minuten lang erleben die Zuschauer:innen die schwierige, aber intensive Liebesgeschichte des menschenscheuen Jan mit der extrovertierten Klimaaktivistin Alice (gespielt von Lia von Blarer), die beide an ihre psychischen Grenzen und darüber hinausbringt. Wie sich die eigene Wahrnehmung während einer Psychose verändert, hat Regisseur Fritsch in Zusammenarbeit mit dem einem Sounddesigner Kai Storck herausgearbeitet. Entstanden ist ein sehenswerter Film mit ausdrucksstarken Bildern aus der Perspektive eines seelisch kranken Mannes, der Verständnis für ihn und die Krankheit entstehen lässt. Produziert wurde der Film von 2Pilots Filmproduction Gmbh in Koproduktion mit dem WDR, Kinostart: 10.04.2025. 

Siehe auch:  DER WALD IN MIR