Yool N

Stipendium 2018/19, Projekt: „ALP”

„Anders als in Ungarn und Frankreich, wo ein Teil des Teams von ALP lebt, fehlt in Deutschland so etwas wie eine ausgeprägte Kultur des gezeichneten Filmes. Unsere Mission ist es, das Medium und seine Vorzüge gegenüber dem Spielfilm von Bremen aus für ein breites Publikum zu öffnen.“

Das Science Fiction Drama ALP beschreibt eine Utopie, in der das Altern überwunden wird, wenn Menschen stets ihr volles Potenzial ausschöpfen. Entwickelt wird die Animationsserie von einem internationalen, siebenköpfigen Team mit Sitz in Bremen, Straßburg und Budapest. Die Idee zur Serie wurde während eines Erasmus Aufenthalts im Rahmen des Studiums der Team-Leaderin Julia Müller geboren. Ziel während der ersten Projektphase ist die Produktion eines zwanzigminütigen Piloten, der auf dem Bremer Filmfest 2019 gezeigt werden kann. Unterstützt wird das Team durch Matthias Greving, Lina Kokaly und Peter Roloff. Das Projekt ALP ist ein Science Fiction Drama, in welchem eine mysteriöse gleichnamige Partei eine utopische Gesellschaft erschaffen hat, in der das Altern in zehnjährigen Etappen aufgehalten werden kann, wenn Menschen ihr Potenzial vollständig ausschöpfen. Die Serie handelt von sechs Charakteren, die in dieser Gesellschaft leben. Der Fokus liegt auf der menschlichen Psyche. Vorbild für die Serie im Hinblick auf die Atmosphäre der Erzählung, sind David Lynchs Twin Peaks (zunehmender Surrealismus, flexible Story-Struktur), Bojack Horseman (Sensibler Fokus auf emotionalen Zustand der Figuren) sowie die Filme von Giorgos Lanthimos (The Lobster, 2015) (Regelgebende Storyworld steht im Hintergrund). Über die Serie hinaus bietet es sich an, Merchandise zu entwickeln und neben Festivals und Online Screenings auch in Form von Printmedien, Musik, Talks und Ausstellungen zugegen zu sein. Zahlreiche Kontakte in Bremen, Berlin, Budapest, Straßburg und London verleihen dem von CLOSEUP Bremen geförderten Projekt Potenzial auf Erweiterung, sowohl in Form von weiteren Staffeln, als auch räumlich durch crossmediale Verbreitung. Vorerst sind insgesamt zehn Folgen in englischer Sprache geplant.

Hintergründe zum Projekt

Bremen soll ein Zentrum des animierten Films für Erwachsene werden

Handgezeichnete Animation ist im späteren Verlauf des 21. Jahrhunderts ganz schön steif geworden. Grund dafür sind immer größere Studios, die mit schematisierten Drehbüchern und starren Planskizzen arbeiten, um den extrem großen Teams überhaupt ein Konzept vermitteln zu können. Eine der wenigen Ausnahmen der letzten Jahre stellt Bojack Horseman dar, eine auf Netflix ausgestrahlte animierte Serie, die durch ihre sozialkritische Erzählstruktur und ihre fühlbaren Figuren ein Millionenpublikum überzeugte. Dem ästhetischen Konzept von ALP stehen die Arbeiten des japanischen Studios 4°c (Tekkonkinkreet, 2006) und die Cartoons der 90er Jahre zum Vorbild, die mit flexiblen Charakterdesigns und Hintergründen, Bild für Bild ein visuell ansprechendes Erlebnis schaffen.

Die Serie ist auf ein Publikum von etwa 20 bis 40 Jahren ausgelegt. Eines ihrer Ziele ist es, Animation auch für das Publikum über dem jungen Erwachsenenalter hinaus attraktiv zu machen und die Vorzüge und Freiheiten des Mediums erfolgreich zu demonstrieren. Obwohl ALP im Genre “Science Fiction” eingeordnet werden kann, geht es nicht wie in bekannten literarischen Klassikern wie Brave New World von Aldous Huxley und 1984 von George Orwell, um ein dystopisches System, sondern um seine unmittelbaren Auswirkungen auf den Alltag von einem kleinen Charakternetz.

Der animierte Film ist ein insgesamt in Deutschland noch nicht sehr verbreitetes Feld. Noch fehlen auch in Bremen die Ressourcen, um es auszubauen, Interesse besteht jedoch europaweit zunehmend. Wir sehen uns als Botschafter dieses sich im Umbruch befindenden Mediums. Bremen könnte durch die Serie ALP zu einem wichtigen Knotenpunkt in dieser spannenden Entwicklung werden.