Eine Agentur für alle Fälle
- nordmedia Business-Frühstück zum Thema "Casting"
Wer sich unter einem Casting grundsätzlich erheiternde Performances vor einer frotzelnden Jury vorstellt, den belehrten Suzanna D’Agostino und Carsten Schick der Hannoveraner Agentur D’Agostino & Schick eines Besseren. Beim nordmedia Business-Frühstück am 1. Dezember 2009 schilderten sie ihren Arbeitsalltag. Der läuft oft hektisch ab - etwa wenn sie nachts spontan noch Komparsen für den kommenden Drehtag auftreiben müssen. Den Castingshows im Fernsehen ähnelt der Agenturalltag in wenigstens einem Punkt: Oft melden sich auf die Annoncen völlig unpassende Kandidaten - mitunter Männer, obgleich ausdrücklich nur Rollen besetzt werden.
Die Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen
Am Anfang jedes Filmcastings steht die Analyse des Drehbuchs. Sie gibt Auskunft über die Charakteristika der Figuren und bestimmt die erste Vorauswahl. Wenn professionelle Schauspieler gesucht werden, lassen sich die Produzenten deren Setcards vorlegen. Die zeigen auf Fotos die Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten einzelner Darsteller in verschiedenen Rollen und Settings. Schließlich führt die Agentur zusammen mit dem Kreativstab das Rollencasting durch. Dort geben die Schauspieler Kostproben ihres Könnens, indem sie die ihnen zugedachte Figur in einer Szene aus dem Drehbuch proben.
Auch Komparsen sind oft Profis
Beim Komparsencasting bestimmen vor allem Alter, Ähnlichkeit mit berühmten Personen, bestimmte Fähigkeiten oder auch Berufe die Auswahl. Braucht der Produzent etwa eine sudanesische Reisegruppe im Bild, wenden sich D’Agostino & Schick an einen Kulturverein, dessen Mitglieder gern vor die Kamera treten. Als fußballspielende Kinder eignen sich die Mitglieder einer echten Kindermannschaft am besten, da sie die Bewegungsabläufe schon beherrschen. Die Rolle der Pathologin in der Tatort-Folge „Salzleiche“ wiederum hat eine echte Ärztin übernommen, deren Handgriffe deshalb im Film echt wirken. Für die Suche nach sehr speziellen Gesichtern hat sich das Streetcasting bewährt: An lebhaften Plätzen entdecken die Castingprofis am schnellsten markante Köpfe in der Menge und sprechen die Menschen direkt an.
Nach dem Casting
Wenn das Wer feststeht, also alle Rollen besetzt sind, warten vor allem logistische Aufgaben auf die Argenturmitarbeiter. Sie sorgen dafür, dass die Komparsen zu Anproben und zum Drehort gelangen und die richtigen Kleidungsstücke nebst Accessoires mitbringen. Größere Komparsengruppen oder Kinder betreuen sie auch vor Ort. Der Höhepunkt, so Suzanna D’Agostino, sei das gemeinsame Abschlussfest mit dem Cast und der Crew, zu dem nicht selten auch die Komparsen eingeladen werden.
Spezialisiert hat sich die in Hannover ansässige Agentur bewusst nicht. Sie vermittelt seit 2005 neben Schauspielern und Komparsen auch Models, etwa für Image- oder Industriefilme. Auch aus anderen Städten kommen mittlerweile die Anfragen: Manche Regisseure melden sich nach der Zusammenarbeit in Hannover immer wieder - egal wo der Dreh stattfindet.
Autor: Michael Lange